Erfahrungen und Prozesse auf dem Wege zur Einstudierung des «Requiem für Bonhoeffer» von Walter J. Hollenweger
Theologie treiben zu wollen, die für Verstand und Leib Bedeutung erhält, «Hände und Füsse» erfasst, benötigt wohl allermeistens eine eigene Erfahrung als Voraussetzung. (Simon Jenny)
Kirchentheater als Gemeindeaufbau
Im Winter zuvor hatte der Kirchenchor Händels «Messias» aufgeführt und zum Schluss das «Halleluja» gesungen. So lag es nahe, im Kirchentheater zum Buch Hiob von Walter J. Hollenweger beim grossen Introitus am Ende dieses Stücks eben dieses «Halleluja» zu singen. Das Spiel für Darsteller, Sprecher, Tänzer, Chor, Solist und Instrumentalisten endet mit dem Anfang der biblischen Erzählung, dem «Prolog» im Himmel, darin sich die Gottessöhne um den Thron Gottes versammeln – unter ihnen auch der Satan. Der mitwirkende Kirchenchor sollte also als Engel singenderweise in zwei Reihen durch den Mittelgang nach vorne kommen, nach rechts und links sich teilen und sich auf 1m hohe Podeste rund um den Thron im Kreis aufstellen.
Es kam, wie es kommen musste: Es klappte nie. Entweder konnte nicht gehend gesungen werden oder die Reihenfolge stimmte nicht, Klavier und Chor fiel auseinander – wohl niemand ausser dem Initiant fand die Idee mehr gut. Einige ärgerten sich bereits und eine gereizte Stimmung machte sich breit. Wie sollte man sich als Engel Gottes fühlen, wenn man seine Töne beim Hinaufsteigen auf die Podeste verlor, wenn man unsicher war, ob man am richtigen Ort im Alt landete? Und das alles in roten langen Talaren! Wie viel angenehmer war diese Musik doch im Konzert zu singen gewesen! Dazu sahen viele die Dirigentin nicht wegen der Distanz, des Lichtes, den Köpfen der Vorderleute und weil sie doch den Blick ins Heft nötig hatten (welcher Kirchenchor singt schon auswendig!). (Simon Jenny)
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